Anke & die Jakobiner

 

„Schauspielerin Anke Engelke würde sich angesichts der aktuellen Rassismus-Debatte nicht mehr dunkel schminken lassen. Auch ihre Rolle „Ricky“, die ihr den Durchbruch brachte, würde sie nicht mehr spielen.“ 

Ich war ein schreckliches Kind,

das weiß ich heute – im Fasching als Indianer oder gar als – ich weiß gar nicht, was man aktuell korrekterweise schreiben darf – Farbiger (mit Knochen im krausen Haar!) verkleidet.

Und ich war ein noch schrecklicherer Jugendlicher

– keine Minderheit, Ethnie oder sexuelle Präferenz war vor meinen billigen, derben Witzen sicher.

Zu meiner Entschuldigung – eigentlich ist es höchstens eine Ausflucht – kann ich hier nur anbringen dass ich es mit fünf Jahren nicht besser wusste und es mir mit sechzehn schlicht wurst war.

Später wars mal ein bisschen peinlich.

Eine angebrachte Wiedergutmachung ist das natürlich nicht, deshalb gehe ich jetzt einmal die Woche in eine Sühnegruppe für alte weiße Männer. Ein bisschen Selbstgeißelung ist immer dabei, außerdem kriechen wir einmal im Monat fünf Kilometer bis zum nächsten Rassismusexperten, um dort Buße zu tun – fühlt sich sehr gut an, ihr alten weißen Männer dort draußen…

Insofern kann ich sehr gut nachvollziehen, was aufgrund der ganzen #blackfacing Debatten und Diskussionen über kulturelle Aneignung in Anke hochgekocht sein muss und sie tut gut daran, diese ganze rassistische Vergangenheit öffentlich auszuschwitzen. Aber wir dürfen nicht vergessen, dass das andere Zeiten waren:

Anke war jung,

brauchte das Geld und – seien wir ehrlich – andere Möglichkeiten des schnellen Profits waren auch schon bei der noch jungen Anke schon arg eingeschränkt.

Aber Ankes Schuldeingeständnis ist natürlich nur die eine Seite der Medaille, deshalb mein Appell an alle damaligen Zuschauer der Wochenschau: Stellt euch, macht es nicht schlimmer als es ohnehin schon ist!

Nutzt jetzt die Gunst

des noch gnädigen Augenblicks und GESTEHT! Oder wollt ihr es in ein paar Wochen auf die harte Tour, muss erst nach euch gefahndet werden, ihr Mitlacher und Mittäter?

Sollen eure Kinder vor dem Fernseher weinen, wenn ihr euren Auftritt vor dem Tribunal habt? Oder ihr in eurer Stadt am Pranger steht und von Jan Böhmermann mit faulen Witzen beworfen werdet?

Also GESTEHT!

Und auch von anderen sogenannten Comedians erwarten ich und die anderen Jakobiner Sühne und aktive Buße.

Mittermeier muss sich bei den Zeugen Jehovas entschuldigen, Mario Barth bei allen Frauen und Nuhr bei der ganzen Welt – dann kann all das noch gut werden. 

Wir, das GEZahlende Publikum erwarten zukünftig nur noch politisch korrekte Hofnarretei mit maßvollem Witz und maximal moralinsaurem Betroffenheitsgeschwafel. 

Markus Kink

Ernsthaft:

Wir befinden uns mitten in einer aufbrausenden rotgrünen Kulturrevolution und wie anno dazumal bei Mao gehören auch heute Denunziation, noch vor allem der eigenen Person, fest ins Programm.

Was alternde B- und C-Promis

dazu treibt, ihre eigene Vergangenheit in den Staub zu treten ist klar: Moralinsaure Anbiederung in der Hoffnung, sich im Alter noch ein paar Häppchen aus dem von den Jakobinern streng überwachten GEZ-Topf zu sichern.

Die neuen Jakobiner

– ich nenne sie lieber grüne Khmer – sind überaus erfolgreich in ihrem Tun. Wer nicht ins linksgrüne Framing passt, hat keinen Platz mehr in der neuen Medienwelt, wird diffamiert, lächerlich gemacht und in die rechte Ecke gestellt.

Nur noch die linientreuen Comedians bekommen ihre Chance im öffentlich-rechtlichen wie einst Schnitzler mit seinem schwarzen Kanal.

Und wer weiterhin seine Brötchen

aus öffentlicher Hand erhalten will, der tut als lustiger Freischaffender gut daran, sich an den zwar inoffiziellen und doch bindenden Kanon der selbsternannten Reichskulturkammer-Mitglieder zu halten.

Die Essenz dieses Kanons

lautet: Nur noch Witze über alte, weiße und zwingend heterosexuelle Männer.

Und konkret zu Engelke: Die von ihr dargestellte „Ricky“ von TicTacToe ist nicht etwa parodiert worden, weil sie schwarz ist, sondern weil sie besonders dumm ist – und eben nur zufällig schwarz.

Gerade noch rechtzeitig ist Anke auf den Gutmenschenzug aufgesprungen – wer ihn verpasst, kommt unter seine Räder und kann sich mit den Resten seiner Karriere den Allerwertesten auswischen.

Und wer jetzt wieder mit der Behauptung um die Ecke kommt, in Deutschland gäbe es keine Meinungsfreiheit, dem sei gesagt:

Du kannst jede Meinung haben die du willst – solange du sie für dich behältst…

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