Veganer

(Esst mehr Grüne)

Als der Landwirtschaftsminister die Kabinettssitzung verlassen hatte, wischte er sich erst einmal entnervt den Schweiß von der Stirn.

Die Damen und Herren Ministerkollegen hatten sich von ein paar Schülern ins Bockshorn jagen lassen – Freitag auf Freitag waren sie statt in die Schule auf die Straße gegangen, um für gesündere Lebensmittel zu demonstrieren.

„Supermarktfleisch macht krank“, „Beendet die Massentierhaltung“ und noch einige andere Slogans waren auf ihren Plakaten zu lesen – und natürlich war die gesammelte linke Presse auf den Zug aufgesprungen und hatte den Kessel unter Dampf gesetzt. Und zugegeben: erwiesenermaßen war es ja tatsächlich so, dass das konventionell erzeugte Fleisch oft einen unangenehmen, leicht scharfen Nachgeschmack hatte, der durch den Fleischkonsum des Zuchtviehs entstand.

Die Fleischfütterung hatte auch noch den hässlichen Nebeneffekt, dass sich allerlei gesundheitsgefährdende Stoffe im Endprodukt ansammeln.

Aber die letzte Entscheidung lag bei der Kanzlerin, der aber letztlich alles egal war, weil sie am liebsten Schokolade aß und sich natürlich den Medien beugte.

Jetzt war es also an ihm vor die Presse zu treten und den Kompromiss zu verkünden, den sie gerade beschlossen hatten:

Die Massentierhaltung sollte nicht sofort abgeschafft werden, jedoch sollte ihr Anteil Jahr für Jahr sinken, dafür der Anteil der Fleischproduktion aus Freilandhaltung stetig – gefördert durch großzügige Subventionen – steigen.

Kern der Kampagne sollte ein neues Label sein, dass garantieren sollte, dass das Schlachttier ausschließlich mit pflanzlicher Kost gemästetes wurde und im Freiland gehalten wurde:

„Garantiert vegane Haltung“

Seine Ernährungsexperten hatten ihm vorsorglich bereits ein Musterettikett erstellt, dass er auf der Pressekonferenz präsentieren konnte:


Schnitzel vom Homo Sapiens aus garantiert veganer Freilandhaltung

— Premiumsorte linksgrüner Dummschwätzer, dry aged —

Bester, natürlicher Geschmack durch den Verzicht auf tierische Mastprodukte!

Geboren, aufgewachsen und geschlachtet auf der Erde.

Verpackt am:—, Gefroren mindestens 3 Lichtjahre haltbar.

*enthält Masthilfsmittel Tofu, kann Spuren von Cannabis und anderen hirnerweichenden Stoffen enthalten.

Auf der Rückseite findet man dann noch Rezepttipps wie zum Beispiel „Veganer Bratling im eigenen Saft“

Nicht mehr schnelle Mast, sondern Qualität und vor allem Nachhaltigkeit war das langfristige Ziel. Allerdings hatte das unmittelbar zur Folge, dass die Fleischproduktion erst einmal zurück ging, weil man nicht mehr Menschen aus der Herde entnehmen konnte, ohne alle Tiere unter Stress zu setzen – und Stresshormone machten das gute Biofleisch ranzig.

Aber dann musste man eben neue Planeten zur Fleischversorgung der veganischen Rasse erschließen.

Jetzt galt es, die Marketingmaschine anzuwerfen und auf der Erde alle Vorbereitungen zu treffen.

Zum Glück hatten weitsichtige veganische Politiker schon kurz nach der Entdeckung der Erde in beinahe allen Ländern mit eigenem Personal (zum Beispiel werden Claudia Roth und Toni Hofreiter immer wieder verdächtigt, Außerirdische zu sein – aber bewiesen werden konnte es nie) grüne Parteien gegründet, die die Schlachtviehherden sanft aber bestimmt in die richtige Richtung manipulierten – hin zur besseren Ernährung und einer gesünderen Lebensweise.

Alles in allem kann man besten Gewissens behaupten, dass die landwirtschaftliche Erschließung der Erde ein Glücksfall für die Veganer war – lange hätte man die Riesenwürmer von Alpha Centauri nicht mehr unters Volk bringen können, ohne einen Aufstand zu riskieren.

Auf vor die Pressemeute!

Markus Kink

Das alles liegt jetzt 10 Jahre zurück – und die Kampagne ist immer noch ein voller Erfolg.
Laut der kürzlich veröffentlichten Statistik liegt der Verzehr von vegan erzeugtem Fleisch bei durchschnittlich 1,5 Grünen pro Kopf und Jahr!

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